Trauzeuginnen, Freundinnen, Mütter, Hochzeitsmagazine, Checklisten – gut gemeinte Tipps und Ratschläge für die Bride-to-be kommen von allen Seiten. Manchmal mehr, als die Braut sich das wünscht. Auf wen soll man da hören? – Auf sich selbst natürlich.
Hier und da wäre ein wenig Hilfestellung allerdings nicht schlecht. Wie wäre es mit jemandem, der bereits rund 400 Hochzeiten von Anfang bis Ende miterlebt hat, als neutraler Beobachter? Den gibt’s! Und Ihr könnt ihn treffen. Schon nächste Woche!
Die Rede ist von Thomas Sünder, seit 10 Jahren Hochzeits-DJ und inzwischen auch Bestseller-Autor. Zusammen genommen hat er mittlerweile mehr als ein Jahr (!) auf Hochzeiten verbracht. Seine Erfahrungen, die 30 schlimmsten Sünden der Hochzeitsplanung und lustige Zwischenfälle hat er in seinem Buch „Wer Ja sagt, darf auch Tante Inge ausladen“ aufgeschrieben.Am kommenden Freitag, den 30. Januar, steht Thomas Euch Rede und Antwort – bei der Bridal Party im wunderschönen Goßlerhaus Hamburg. Und Ihr könnt zwei Tickets gewinnen! Alle Infos dazu findet Ihr am Ende dieses Artikels.
Die Bridal Party wird ein unvergesslicher Abend mit netten Mädels, einer Elbbraut-Modenschau, Meet & Greet mit Hamburger Hochzeitsprofis, After-Show-Party und einigen Überraschungen. Thomas liest Euch ausgewählte Passagen aus seinem Buch vor und stellt sich gern Euren Fragen. Wir haben ihn vorab zum Interview getroffen und ein wenig gelöchert.
Wie kommt man als Hochzeits-DJ auf die Idee, einen Ratgeber zu schreiben?
„Ich bin bei Hochzeiten immer der Erste, der kommt und der Letzte, der geht. Ich bin da, bevor die Gäste eintreffen und baue zum Schluss noch ab. Dazwischen habe ich alles mitverfolgt und im Gegensatz zu allen anderen keinen Alkohol getrunken. Was ich beobachte, hat sich oft wiederholt. Gerade Pannen, die ich immer wieder erlebt habe, wären eigentlich so leicht zu vermeiden – das sagt den Leuten nur keiner.
Ich bin sozusagen der einzige neutrale Beobachter, der emotional darauf reagieren muss, was passiert. Musik ist ja nichts anderes als verstärkte Emotion. Das heißt, ich muss mitschwingen können, um ein guter DJ zu sein. Dann schwinge ich mit und – bahm! – kommt ein Dämpfer, und ich frage mich: warum kommt jetzt so ein Stimmungskiller?
Das hat sich immer mehr gehäuft und ich habe angefangen, den Brautleuten im Vorgespräch ganz viele Tipps zu geben. Mittlerweile sprechen wir vielleicht anderthalb Stunden miteinander und davon fünf Minuten über die Musik, weil wir vorher so viele andere Sachen besprechen. Erstmal macht sich das Brautpaar seitenweise Notizen. Mir wurde mehrfach gesagt: Du solltest echt mal einen Ratgeber schreiben. Letzten Endes steckt in dem Buch die Erfahrung von rund zehn Jahren als DJ.“
Du behauptest, wer heiratet, dürfe auch Tante Inge ausladen. Für alle, die Dein Buch noch nicht gelesen haben: Wer ist Tante Inge und was hast Du gegen sie?
„Tante Inge ist ein Symbol für die Art von Gast, die überhaupt nicht darauf achtet, was die Gastgeber wünschen. Tante Inge zieht trotz klarer Aussagen der Gastgeber ihr Ding durch. Wenn man eine Tante Inge auf seiner Gästeliste hat, die bei den letzten drei Hochzeiten das Kutscherspiel* gemacht hat, obwohl die Brautleute den Tränen nahe waren und dicke Luft vorprogrammiert ist – dann würde ich Tante Inge gar nicht erst einladen. Selbst wenn es danach einen kleinen Familienzwist geben sollte. Wenn man sie einlädt, versaut einem das den Tag. Der Name Tante Inge ist willkürlich gewählt, es kann ein Onkel sein, aber auch Freunde. Meistens ist es Verwandtschaft. Ich glaube, deshalb kommt dieser Titel auch so gut an. Ganz viele sagen: Wir haben auch so eine Art Tante Inge. Sollen wir die einladen?“
Was war Dein schlimmstes Erlebnis als Hochzeits-DJ?
„Mein schlimmstes Erlebnis war, dass die Feier vorzeitig abgebrochen wurde. Einer der Gäste, ein jüngerer Verwandter, der offensichtlich ein Drogenproblem hatte – sozusagen das schwarze Schaf der Familie – hat eigentlich nichts anderes getan, als zu tanzen. Allerdings als einziger in dem Moment, als um Mitternacht die Hochzeitstorte gebracht wurde. Die kamen mit der Torte rein, Lichter aus – und alle Leute waren weg von der Tanzfläche. Der junge Verwandte ist einfach da geblieben und hat weiter getanzt. Dann kam der Brautvater zu mir, baut sich vor mir auf: ‚Machen Sie die gottverdammte Musik aus, oder Sie werden es noch bereuen!‘ Ich hatte keine Gelegenheit, mit der Braut noch mal Rücksprache zu halten und habe die Musik ausgemacht. Diese Feier war um halb Eins vorbei.
Da habe ich zum ersten Mal physisch erfahren, dass die Musik der Dreh- und Angelpunkt ist. Wenn die Musik aus ist, ist eine Feier innerhalb von zwanzig, dreißig Minuten vorbei. Das ist, als würde man eine Herz-Lungen-Maschine abstellen und es wird nicht mehr geatmet. Ich hab noch keine andere Hochzeitsfeier gehabt, die jemals so früh zu Ende war.
Schlimmer geht es nicht, als dass eine Feier, die über so einen langen Zeitraum geplant wird, abgebrochen wird. Ich weiß auch, dass es manchmal nicht geht, bestimmte Leute nicht einzuladen. Mit dem Buch polarisiere ich natürlich ganz bewusst. Manchmal muss man auch eine Tante Inge einladen. Wichtig ist die grundsätzliche Erkenntnis: Das ist unsere Feier, wieso sollen wir uns von außen vorschreiben lassen, was wir zu tun haben?“
Was macht Dir an Deinem Job am meisten Spaß?
„Am meisten Spaß macht es mir, wenn es gut läuft, eine schöne Atmosphäre herrscht, wenn Liebe in der Luft liegt, wirklich ernst gemeinte Tränen fließen – Freudentränen, Tränen der Rührung – und wenn es dann eine wirklich mega-geile Party wird, wo Jung und Alt zusammen auf der Tanzfläche sind. Das Schönste an einer Hochzeitsfeier ist, alle Generationen und Menschen mit unterschiedlichstem Geschmack zusammen zu kriegen – wenn es klappt, dass alle zusammen feiern. Das sind die schönsten Momente, wo ich heute nach zehn Jahren immer noch Gänsehaut kriege. Ich wüsste nicht, womit man das sonst erreichen kann. Diese Energie entsteht nur durch Musik.
Auch nach zehn Jahren verliere ich nie aus den Augen, dass es für die Menschen, die da feiern, das ultimative, einmalige Erlebnis ist. Es gibt kein anderes Fest, das so positiv beladen ist wie Hochzeiten. Ich habe immer mit Menschen zu tun, die was Schönes vor sich haben, die eine gemeinsame Zukunft planen.“
Wenn Du einem Brautpaar nur einen guten Tipp geben könntest für die Hochzeitsplanung, welcher wäre das?
„Werdet Euch darüber klar, was genau ihr eigentlich wollt – und setzt es dann auch um. Ich würde wirklich, bevor ich überhaupt irgendwas mache, genau überlegen: wie will ich das haben? Wie soll das aussehen? Stelle ich mir das im großen Rahmen vor, im kleinen Rahmen, wie wichtig ist uns gutes Essen, Musik und so weiter. Erst wenn das abgesteckt ist, würde ich die Planung konkret angehen.
In der Recherche taucht oftmals eine Art Hochzeitsetikette auf. Was man angeblich tun und nicht tun muss. Das äußern manchmal Menschen, die eigentlich keine Ahnung haben. Die haben das auch irgendwo gelesen oder vielleicht mal eine Feier miterlebt oder zwei. Wenn jemand zu mir kommt und von mir Tipps möchte, dann basieren die auf 400 Feiern aus neutraler Perspektive. Ich glaube, dass das einer der Punkte ist, weshalb mein Buch sich als das erfolgreichste Ratgeberbuch zum Thema Hochzeit etabliert hat. Ich rede Tacheles und ich sage niemandem, was er zu tun und zu lassen hat.
Ich glaube, dass manche Tipps Brautleute eher verunsichern. Meine Absicht ist es, den Leuten Sicherheit zu geben: wenn ihr das wirklich so wollt, dann macht es so – selbst wenn es ungewöhnlich ist. Ich habe schon alle möglichen ungewöhnlichen Sachen erlebt auf Hochzeiten, die gut funktioniert haben. Manchmal funktionieren gerade Traditionen und Hochzeitsetikette gut, das ist sehr individuell. Wichtig ist, dass man sich selber damit wohl fühlt.“
Wenn Du Dir das perfekte Brautpaar wünschen könntest – wie wäre es?
„Eigentlich sind alle meine Brautpaare perfekt. Sie wissen, was sie wollen und setzen das auch um. Aber ihnen ist klar, dass eine Gruppe von Menschen eine Eigendynamik entwickelt. Man muss offen sein, wenn man selber Spaß haben will, darf man nicht nur diktieren, sondern muss die Leute abholen und ihnen Raum geben. Was die Anforderungen an mich als DJ angeht, da sind die optimalen Kunden die – und das sind mittlerweile die meisten – die sagen: Du bist der Profi, wir vertrauen dir. Wir sagen dir, was wir mögen, aber vor Ort entscheiden, was zur Gruppe passt – das ist das, was ein Laie nicht kann. Je mehr Freiheiten mir gelassen werden, desto besser werden die Feiern.
Wenn jemand etwas partout nicht mag, das vermeide ich natürlich. Ansonsten habe ich einen weiten Horizont und meine Haltung lautet: Nichts ist unmöglich, wir schauen mal, wie ich die Leute kriege. Die idealen Kunden geben mir Infos wie: wir sind so und so viele Gäste, wir haben viel junges Publikum, die gehen in Clubs und hören überwiegend elektronische Musik. Das sind Eckpfeiler, darauf kann ich mich vorbereiten. Gebt mir ruhig Anhaltspunkte, aber gebt mir auch die Freiheit, mich davon zu entfernen, wenn ich merke: Das funktioniert nicht.“
Was geht Deiner Meinung auf Hochzeiten am häufigsten schief?
„Meistens dauert alles länger als geplant. Ich habe kaum eine Feier erlebt, wo es mal umgekehrt war. Deswegen ist einer der wichtigsten Tipps aus meinem Buch, bloß nicht den Denkfehler zu machen: Wir planen großzügig. Dann dauert es nämlich noch länger. Das ist ein psychologischer Fallstrick. Deswegen: Plant knapp und geht davon aus, dass es länger dauern wird, aber dann ist es nicht so schlimm. Das wird abgefangen, wenn alles straff geplant ist, so dass die Party nicht erst um Mitternacht startet. Wenn ich zu großzügig plane, wird es noch später und schleppt sich nach hinten. Wenn es schlecht läuft, wird eine Feier richtig langweilig. Das passiert am häufigsten.“
Du bist selbst verlobt – wie sieht Deine persönliche Traumhochzeit aus?
„Ich will auf keinen Fall, dass unsere Feier so aussieht wie die Feiern, die ich beruflich begleite. Die guten Tipps, die ich meinen Kunden gebe, sind für uns fast gar nicht relevant. Wir feiern im ganz kleinen Kreis, gehen essen und es gibt auch keinen DJ. Ich will das ganz strikt von meiner Arbeit trennen. Danach fahren wir direkt in die Flitterwochen nach Venedig. Ich will nicht diesen Trubel haben, den ich immer wieder beruflich miterlebe. Meiner Verlobten geht es genauso.“
Vielen Dank für dieses Interview, lieber Thomas! Jetzt seid Ihr an der Reihe. Habt Ihr Fragen an den Hochzeitsprofi? Wollt Ihr bei leckeren Drinks und Häppchen gemeinsam mit Euren Mädels allerschönste Brautkleider anschauen, nette Menschen treffen, ganz nebenbei Tipps und Inspirationen für Eure Hochzeit sammeln und einen tollen Abend genießen?
Dann verratet uns in einem Kommentar unter diesem Artikel, welche Frage zu Eurer Hochzeit Ihr Thomas gern stellen würdet. Unter allen Teilnehmern verlosen wir zwei Tickets für die Bridal Party am 30. Januar 2015 in Hamburg. Mitmachen könnt Ihr bis Donnerstag, den 29. Januar 2015, 18 Uhr. Mit Eurer Teilnahme erklärt Ihr Euch mit unseren Verlosungsregeln einverstanden.
Viel Glück – ich hoffe, wir sehen uns dort!
Hier könnt Ihr Thomas Sünders Buch „Wer Ja sagt, darf auch Tante Inge ausladen“ bestellen.
*Thomas erklärt: „Das Kutscherspiel ist so unglaublich langweilig, dass es gar nicht der Rede wert ist. Mehrere Gäste werden in eine Formation gesetzt, die eine Kutsche darstellen soll. In der Mitte sitzt das königliche Paar. Dann wird ein Text vorgelesen. Die Person, die im Text genannt wird, muss aufstehen und sich wieder setzen. “Oh Kutscher!” – der Kutscher muss aufstehen. “Ja, König” – der König muss aufstehen. Das ist völlig sinnbefreit. Der Text hat mit dem Brautpaar gar nichts zu tun. Der wird aus dem Internet runtergeladen, vorgetragen, kostet 15 bis 20 Minuten Zeit, gähnende Langeweile, und bringt das Brautpaar in eine Situation, in der es nicht sein will.“
Fotocredits
Britta Schunck Fotografie | Sebastian Fuchs | Elbbraut