Heute entscheiden wir mal ohne die Männer. Hin und wieder ist das durchaus drin – er sagt dann mit abwesendem Blick Dinge wie: „Mach wie du meinst, Schatz.“ Kein Grund, sich zu ärgern! Im Gegenteil. Nehmt ihn beim Wort.
Ein Thema, bei dem das gut klappen könnte, ist zum Beispiel: die Tischdeko. Es soll ja durchaus Männer geben, die sich für barocke Serviettentechnik und Platzkärtchenkalligraphie interessieren – ich kenne keinen davon. Und ich gestehe: ich bin kein Basteltalent – für DIY-Themen seid Ihr bei Chris sehr viel besser aufgehoben. Ich kann höchstens hübsches Masking-Tape aufkleben. Deswegen habe ich heute für Euch eine Tischdeko-Idee für Nichtbastler. Fühlt sich jemand angesprochen?
Ich finde ja, inmitten des Hochzeitswahns, wenn Braut und Bräutigam ununterbrochen um sich selbst kreisen, ihre Liebe zueinander inszenieren und zelebrieren – da ist es doch mal eine schöne Abwechslung, die Gäste in den Mittelpunkt zu stellen. Wenigstens für einen Moment. Denn was wäre Euer großer Tag ohne Eure Gäste, Familie und Freunde?
Als der Saal abends vor fröhlichem Stimmengewirr vibrierte, ich mich einige Minuten lang einfach nur umsah und glücklich darüber war, alle Menschen um mich zu haben, die mir wichtig sind – das war einer der schönsten Momente unserer Hochzeit. Wir hatten jedem der Tische eine Jahreszahl zugeteilt. Vor dem Sitzplan gab es großes Gerätsel: was haben die Zahlen zwischen 1940 und 2013 zu bedeuten?
Die Auflösung stand als Postkarte mit Foto auf den Tischen. Jede Jahreszahl gehörte zu einem Hochzeitstag – von unseren Großeltern, Eltern und Geschwistern. Mit Hochzeitsfoto und kurzer Geschichte auf der Rückseite, wie sich das Paar kennengelernt und geheiratet hat. Eine Zeitreise durch acht Jahrzehnte. So waren irgendwie auch die Verwandten bei uns, die leider nicht mehr mit uns feiern konnten.
Ich fand es herrlich, mir von meinen Großmüttern erzählen zu lassen, wie das damals war, als sie ihre große Liebe trafen – und noch viel schöner war es, sie sprachlos zu sehen, als sie sich mit ihrem Hochzeitsfoto inmitten der gedeckten Tafel wiederfanden. Natürlich hatte ich nicht verraten, wofür ich die Geschichte und die Bilder brauchte.
Na gut, ich gebe zu: unseren Tisch zierte ein Foto von uns beiden mit unserem Hochzeitsdatum. Und der Liebste war mit allem einverstanden. Ohne das Brautpaar – also auch ohne den Bräutigam – geht es dann eben doch nicht.
Aber ich würde es jederzeit wieder tun: die Gäste in den Fokus stellen und damit einmal mehr sagen: schön, dass es euch gibt. Und dass ihr da seid. Ob Ihr nun Freunde, Familie oder alle beide nehmt, ob Ihr Karten auf die Tische stellt oder eine Fotogirlande aufhängt: sie werden sich darüber freuen. Sehr sogar.Fotocredit: Sven Maier (Susi + Strolch Fotografie)