Frisch verlobt hat sich mir der Sinn einer freien Trauung so wenig erschlossen wie der von Plastikblumen im Gäste-WC. „Braucht man nicht – warum macht man so etwas?“ war meine Meinung dazu. Bis zu unseren ersten Begegnungen mit den Hamburger Standesämtern. Deren Ergebnis lässt sich, stark verkürzt, als „Geht nicht!“ zusammenfassen. Nicht am Wochenende, nicht in der Location unserer Wahl, nein, niemals, keine Chance.Ein ähnliches Gefühl wie das, wenn eine Röhrenjeans, die absolut perfekt gewesen wäre für diesen einen wichtigen Termin, weil sie sitzt wie ne Eins und zur Lieblingsbluse passt wie sonst keine – also wenn diese eine Hose plötzlich ausverkauft ist, in allen Filialen, weltweit und virtuell. Nur schlimmer. Man weigert sich, es zu glauben. Weil es doch einfach nicht sein kann.
Erst nachdem man auch auf Seite 75 der Google-Suchergebnisliste nichts anderes gefunden hat als den deprimierenden Satz „Dieser Artikel ist momentan nicht lieferbar“, beginnt man, die Wahrheit zu akzeptieren. Um dann etwas noch viel Besseres zu finden.
Und zwar, in diesem Fall: die freie Trauung. Für alle, die nicht kirchlich heiraten möchten und trotzdem mehr wollen als einen behördlichen Akt auf dem Standesamt, gibt es nichts Großartigeres. Natürlich lässt sich auch die standesamtliche Trauung schön inszenieren – schaut mal hier. Aber wenn wirklich alle Gäste dabei sein sollen, wenn Ihr den Ablauf selbst gestalten möchtet mit persönlichen Eheversprechen, ein paar Anekdoten von den Trauzeugen, mit Musik und ganz viel Liebe, dann kann das Standesamt für Euch nur der Auftakt sein zum schönsten Tag Eures Lebens.
Für uns war schon die Vorbereitung mit unserer Traurednerin Imke etwas ganz Besonderes. Wann sagt man denn sonst dem Liebsten ganz ehrlich und direkt, was man an ihm schätzt, liebt und wie man sich mit ihm zusammen verändert hat während der gemeinsamen Zeit? Wofür man dankbar ist und was man sich für die Zukunft wünscht? Imke hat uns diese Fragen gestellt. Für mich waren die Gespräche zu dritt eine Vorschau auf den großen Moment, eine watteweiche Antwort auf die Frage, weshalb ich den Mann neben mir unbedingt heiraten möchte und ein kostbares Geschenk – denn dieser eine Moment am Hochzeitstag ist viel zu schnell vorbei.
Bevor ich mir hier gleich noch die Tränchen wegwischen muss, mache ich lieber schnell weiter. Eure Traurednerin (natürlich darf es auch ein Redner sein) ist ein echter Hochzeitsprofi und nimmt Euch an die Hand bei der Planung, empfiehlt Euch vielleicht den einen oder anderen Dienstleister, kennt viele Locations und ist, kurz gesagt, das absolute Gegenteil des gemeinen Standesbeamten (Doppeldeutigkeiten in der Wahl des Adjektivs keinesfalls beabsichtigt).
Ihr dürft machen, was Ihr wollt. Niemand zwingt Euch zu irgendetwas. Einzug der Braut zu einer Rockballade, Blumenmädchen, Live-Musik, Ringtausch, ein Ja-Wort unter freiem Himmel – alles ist erlaubt, nichts ist vorgeschrieben. Viele unserer Gäste – und auch wir, das Brautpaar – waren das erste Mal bei einer freien Trauung dabei. Gerührt, begeistert, ergriffen und bewegt waren alle. Für die beiden Bräute 2015 aus meinem Freundeskreis ist es jetzt ganz selbstverständlich, dass es eine freie Trauung geben wird. Weil es einfach viel mehr Spaß macht als die Suche nach der ausverkauften Röhrenjeans.
Plant Ihr auch eine freie Trauung für Eure Hochzeit? Wünscht Ihr Euch Tipps zum Ablauf, für die Musik, das Eheversprechen und überhaupt? Dann hab ich beim nächsten Mal was für Euch…Fotocredit: Sven Maier (Susi + Strolch Fotografie)