Wie versprochen: heute erzählt Euch Anna, Kathrins Trauzeugin auf ihrer hanseatischen Hochzeit, von der frustrierenden Traumkleid-Suche mit Happy End. Anna war natürlich live dabei und hat die Anprobe mit ein paar Schnappschüssen für uns festgehalten.
Nein, „meine“ Braut ist keine „normale“ Braut. Wir haben seit der Verlobung an Silvester noch keine Hochzeitsmagazine gewälzt oder Internetseiten durchforstet… Wir haben noch nicht einmal wirklich über DAS KLEID gesprochen. Eine vielreisende Geschäftsfrau muss so manches hinten anstellen… manchmal auch die eigene Hochzeit.
Drei Monate vor der Hochzeit – Mitte Mai – dann ein erster Termin im feinen Brautmoden-Geschäft. Mit dabei sind Mutter, Schwiegermutter-in-spe und ich – die Trauzeugin. Die Verkäuferin ist routiniert. Sie fragt nach den Wünschen und Vorstellungen, grenzt die Suche erstmals ein. Doch keiner ihrer Vorschläge entspricht den Vorstellungen der Braut. Es gibt nur zwei kurze Kleider – die kommen leider nicht in Frage. Da sind wir uns alle einig. Auch die langen finden bei uns keine Zustimmung. Für eine Hochzeit auf einem engen Alsterdampfer müsste man die Hälfte des Tüllstoffes wieder entfernen. Der Termin endet mit purem Frust bei der Braut und ein paar Tränen!
Knapp eine Woche später der nächste Versuch: Dieses Mal ziehen wir nur zu zweit los. Unser Ziel: kleinere Brautläden und Boutiquen. So ein richtig üppiges Brautkleid soll es nicht werden, so viel ist inzwischen klar… Aber wie es genau aussehen soll, das wissen wir auch noch nicht. Die künftige Braut probiert, ich mache Fotos. Den „Aha-Moment“ mit Glückstränen im Auge haben wir nicht.
Wir suchen weiter – bei jungen Designerinnen im hippen Karolinenviertel – und werden fündig. Zum ersten Mal können wir es uns vorstellen: Blauer Himmel, Sonnenschein, Alsterdampfer und das Kleid. Es sieht schön aus. Aber noch immer keine Träne. Beim Mittagessen danach ist die Braut nicht mehr ganz so hoffnungslos. Wir haben jetzt eine Rückfallposition („fall back“ wie die Businessfrau sagt).
Trotzdem suchen wir weiter. Wir fahren zu einer Schneiderin in Eppendorf. Der kleine Laden hat ein paar Brautkleider vorrätig, doch keines entspricht unseren Vorstellungen. Gemeinsam überlegen wir, ob man ein privates Kleid der Braut nachnähen könnte. Und diese Idee wird schrittweise Realität. Der Schnitt des Kleides gefällt uns auch für eine Hochzeit, die Schneiderin drapiert ein wenig Spitze drum herum… Es könnte ein „richtiges“ Brautkleid werden.
Auf dem Rückweg zum Auto diskutieren wir die Optionen. Und dann laufen wir an einer Brautmoden-Maßschneiderei namens „Calypso“ vorbei. Ich wohne um die Ecke, aber aufgefallen war mir das Geschäft noch nie. Sie haben diverse Brautkleider im Schaufenster – von schlicht bis aufwändig, von kurz bis lang. Der Laden ist leer, Öffnungszeiten samstags bis 16 Uhr. Es ist 15:30 Uhr. Wir versuchen unser Glück und klingeln einfach mal.
Die Besitzerinnen sind richtig nett und zuvorkommend. Die zwei Schwestern designen und schneidern alle Kleider selbst. Auch nach persönlichen Wünschen. Die Braut hat nach dem langen Tag der Suche inzwischen eine gute Vorstellung von ihrem Traumkleid. Die beiden Schneiderinnen schlagen vor, spontan einen Entwurf zu zeichnen.
Auf dem Papier entsteht das Brautkleid! Unglaublich! So wie es aussehen soll und genau so wie es später aussehen wird. Die künftige Braut und ich verlassen nach mehr als einer Stunde – lange nach Feierabend – den Laden. Glücklich.
Beim nächsten Termin wird aus zwei dicken Ordnern die Spitze ausgewählt. Der Schnitt noch einmal besprochen. Dann – nach knapp sechs Wochen – die Nesselprobe. Das Kleid wird aus einfacher, weißer Baumwolle geschnitten und genäht. Bei der Anprobe können Ausschnitt, Länge und Sitz schon einmal angepasst werden. Die Schneiderin malt mit blauem Filzstift die Änderungen auf, steckt mit vielen Nadeln das Kleid ab. Wir sind beeindruckt. Es sieht schon aus wie auf der Zeichnung. Wir bestellen passende Schuhe aus dem Katalog.
Noch ein paar Wochen später. Erste Anprobe in Spitze. Wahnsinn. Das Kleid ist fast fertig. Die Braut sieht toll aus… Jetzt ist der Moment für ein paar Glückstränen. Es gibt es doch – das Wunschkleid.
Letzte Anprobe kurz vor der Hochzeit. Brautmutter, Schwiegermutter-in-spe und ich sind wieder mit dabei. Wir stoßen an mit Sekt. Es ist ein Traumkleid. Entworfen und geschneidert genau nach den Vorstellungen der Braut. Wir freuen uns schon auf die vielen offenen Münder der Hochzeitsgesellschaft!
Danke für diesen ausführlichen Bericht, liebe Anna! In voller Pracht könnt Ihr Euch das Kleid hier noch einmal anschauen. Das Foto von Braut und Trauzeugin hat Annie Rohse geschossen.
Vielleicht macht die Geschichte von Anna und Kathrin ja Euch Bräuten da draußen Mut, die ihr Traumkleid noch nicht gefunden haben? Ein maßgeschneidertes Brautkleid, wie es sonst keine hat – hach, was für ein Happy End!