Der Kauf des Brautkleides gehört zweifelsohne zu den emotionalsten Momenten bei der Hochzeitsvorbereitung. Im besten Fall findet Braut ihr Kleid in entspannter Atmosphäre und ohne Druck. Ich schlechtesten Fall gibt es winzige Umkleidekabinen, Korsetts und Tränen.
Die meisten Bräute erleben von allem ein bischen: Lust, Frust und Erlösung. Die Fotografin Silke Lentz wollte das einmal hautnah erleben und hat eine Braut beim Kauf ihres Brautkleids mit der Kamera begleitet.
Das war nicht immer nur lustig.
Für alle, die wissen wollen, was auf sie zukommt.
Hier kommt die vor-Ort-Live-Reportage von Silke:
„Wenn die eine große Frage gestellt und mit einem ersten „Ja“ beantwortet wurde und wenn ein Tag ausgewählt ist, der der Eine werden soll, dann gibt es schon bald einen Eintrag im Terminkalender der Braut, der für viele fast so wichtig ist, wie die Hochzeit selbst – Der Kauf des Brautkleides. Und der sollte etwas Besonderes sein, finde ich. Nicht nur, weil das, was sie für dieses eine Kleid ausgeben, ihr übliches Budget weit übersteigen wird, sondern weil Bräute Bräute sind. Weil sie diese Erfahrung im besten Fall nur ein einziges Mal machen werden (jetzt, nämlich.), und weil ich finde, dass es einfach wunderbar ist, für Bräute zu arbeiten. Sie strahlen und leuchten von innen. Manchmal sind sie voller Ideen und manchmal ganz konfus in ihrer Vorfreude und dem Versuch, ihren Enthusiasmus, ihre Wünsche und das Budget zu jonglieren. In jedem Fall aber sind sie in ihrer Freude und ihrem Glück ganz einfach hochansteckend und wenn ich mit Bräuten arbeite, sollte ich das lieben, ich sollte beschwingt und freundlich und voller Energie sein und die Bräute wissen lassen, dass sie schön sind. Sind sie nämlich. Unabhängig von Kleidergröße oder Budget. Und genau deswegen finde ich, dass die Brautkleiderfahrung für jede von ihnen einzigartig sein sollte.
Ich habe mich also sehr gefreut, als eine meiner Sommerbräute mir sagte, dass sie sich gerne von mir beim Brautkleid-Shopping begleiten lassen möchte. Hurra, dachte ich, endlich wieder knisternde Unterröcke, gefüllte Sektgläser und heimlich weggewischte Tränen. Fröhlichkeit, die aus allen Ecken perlt …
Alles wie weggewischt, als wir den kleinen Laden in der Hamburger Altstadt betreten. Der ohnehin schon kleine Raum ist ganz schön vollgestellt und zwischen den Kleidern ist nur wenig Platz. Trotzdem fühlen wir uns ein bisschen verloren und unbehaglich, als auch die dritte, mürrisch dreinblickende Verkäuferin an uns vorbeirauscht und nur kurz innehält, um zu fragen, ob wir zusammengehören. Ja, wir haben einen Termin. Keine Fotos, zischt eine Andere von ihnen in meine Richtung, kümmert sich aber nicht weiter um uns. Wir stehen noch immer im Eingang und versuchen, uns von dort aus etwas umzusehen. Der Bereich mit den Brautkleidern ist praktisch winzig und auf den ersten Blick wirken auch die Abendkleider ein bisschen altmodisch. Einige Kleider haben Schmutzränder am Saum und meiner Braut stehen Verunsicherung und Enttäuschung inzwischen ins Gesicht geschrieben. Sie gehören alles zusammen?, fragt eine weitere Verkäuferin, wann denn der Termin wäre? Kleidergröße? Budget? Ja, da haben wir fünf Kleider da. Fünf. Meine Braut schnappt hörbar nach Luft.
Wir verlassen das Geschäft zehn Minuten später. Ohne Kleid, natürlich, dafür aber mit einer Handvoll schäbiger Sätze im Ohr, die aus diesem Termin eine wirklich einzigartige Erfahrung gemacht haben. Nein, mit d e m Gesicht dürfen Sie das Kleid auch nicht kaufen!, beispielsweise. Dazu ein paar knackige Anmerkungen zum Stil des Traumkleides meiner Braut, zu ihrem Budget und zu der Tatsache, dass sie es bedauerlich findet, so ein teures Kleid nur einmal zu tragen und dann weg zu hängen. Ja, nun, das gehe ja allen Bräuten so, schnappt die Verkäuferin und hängt den Alptraum aus Organza und Strass zurück auf die Stange.
Über einem Salat beschließen wir, zu einem großen Brautmodengeschäft in der Nähe von Lübeck zu fahren, weil ich finde, dass der Tag für meine Braut nicht auf diese Weise enden darf. Nicht mit diesem Gefühl. Nicht ohne ein einziges Kleid angezogen zu haben, das ihr gefällt.
Und da ist sie. Die Erfahrung. Eine fröhliche Verkäuferin hört zu, inspiriert, zieht ein ums andere Kleid aus dem dichten Gedränge aus Tüll und Seide, Taft und Organza und jedes einzelne davon ist genau das, was meine Braut sich wünscht. Wir möchten gerne Fotos machen, ob das geht? Natürlich, lacht sie, warum denn nicht? Wenig später hängen acht tolle Kleider auf der Stange und warten darauf, anprobiert zu werden. Unterröcke rascheln, die Braut dreht und wendet sich vor dem Spiegel und irgendwann ist er ganz plötzlich da, dieser Moment. Tränen glitzern in den Augen der Brautmutter und meine Braut schlägt beim Blick in den Spiegel überrascht die Hand vor den Mund. Ich mache mein Foto, atme tief durch und nehme einen großen Schluck aus meiner Kaffeetasse. Das ist ihr Moment, finde ich. So, wie er sein sollte.“
Danke, liebe Silke, für diese Reportage vom Kauf eines Brautkleides.
Und falls sich jemand wundert: das ist nicht das Kleid, für das sich Sabrina entschieden hat. Das bleibt noch geheim, soll ja ne Überraschung werden, nicht?
Reportage vom Brautkleidkauf
Fotos und Text: Silke Lentz | Brautmoden: Brautstudio Offenborn