Hätte mir das mal vorher jemand gesagt! Dieser Satz ist nicht nur bei Bräuten berühmt, sondern auch bei Trauzeuginnen und Brautjungfern. Die wichtigsten Aufgaben lassen sich schnell zusammen googlen: bei der Suche nach dem Brautkleid helfen, gemeinsam dem DIY-Wahnsinn verfallen, Junggesellinnenabschied organisieren. All das findet Ihr in unserer Checkliste für die Trauzeugin – der Basiskurs sozusagen.
So viel also zum Grundwissen. Aber was sagen die, die den Job schon (mehrfach) gemacht haben? Wo hören die Pflichten auf und wo beginnt die Kür? Was kann auf dem Weg zwischen Umkleidekabine und Hochzeitssuite passieren? Und: Worauf kommt es WIRKLICH an?
Wir waren auf vielen Hochzeiten zu Gast – als Trauzeugin, als Brautjungfer, als Freundin – und wir kennen die Geschichte zu jeder Hochzeit, die wir hier auf diesem Blog zeigen durften. Diesen Erfahrungsschatz möchten wir heute mit Euch teilen und Euch das erzählen, was wir gern unserer besten Freundin mit auf den Weg geben würden, die zum ersten Mal in ihrem Leben den Trauzeuginnen-Joker gezogen hat.
Hier kommen sie: die 8 Dinge, von denen Du als Trauzeugin vorher nichts weißt.
1. Nimm Dir am besten nichts weiter vor.
Die Braut ist ab sofort die Nummer 1 auf Deiner Prioritätenliste. Selbst wenn sie anfangs, ein Jahr vor der Hochzeit, noch vollkommen tiefenentspannt wirkt: Sei auf alles vorbereitet. Und nimm Dir Zeit. Viel Zeit. Für verrückte Ideen (Achtstöckige Hochzeitstorte probebacken. In 24 Stunden einmal Barcelona und zurück für DAS Brautkleid. Brautkleid selber nähen.), die Ihr gemeinsam in die Tat umsetzt und dabei die Zeit Eures Lebens habt – oder die Du ihr ausredest und dann ihre Hand hältst, während sie die vier Phasen der Trauer durchlebt. Urlaub und Überstunden kannst Du nach der Hochzeit wieder machen. Deine Braut braucht Dich jetzt.
2. Fange an zu meditieren.
Die Cousine zweiten Grades wird vorschlagen, das Brautpaar einen Baumstamm zersägen zu lassen. Sie wird sich vielleicht nie mehr melden, nachdem Du ihr diplomatisch und geduldig lächelnd erklärt hast, dass Braut und Bräutigam sich ausdrücklich KEINE Spiele wünschen. Und am Hochzeitstag wird sie – Überraschung! – mit einem dicken Baumstamm und einer rostigen Säge auftauchen. Dann musst Du ruhig bleiben, obwohl die Vor- und Nachbereitung des wenige Tage zurückliegenden Junggesellenabschiedes Deine kompletten Reserven an mütterlichem Verständnis und buddhistischer Ruhe aufgebraucht haben. OMMM…
3. Pinterest, Instagram und Hochzeitsblogs sind Deine besten Freunde.
Die einzige Möglichkeit, der Bastelwut und dem Perfektionswahn Deiner Braut Einhalt zu gebieten: Sei ihr stets ein Stück weit voraus. Sie besteht darauf, ein Wochenende lang Blumenkränze mit Eukalyptuszweigen zu flechten? Dabei sind die sowas von 2016! Locker gestecktes Haar mit zarten Blüten ist der neue Shit. Das wird Deine Braut Dir natürlich nicht einfach so glauben. Also sei vorbereitet und halte als Beweis mindestens drei entsprechende Pinterest-Boards vor. Oder das aktuelle marryMAG. Das wirkt immer.
4. Der Bräutigam ist Dein Verbündeter.
Der Trauzeuge sieht seine Aufgabe womöglich darauf beschränkt, am Hochzeitstag einen einigermaßen nüchternen Bräutigam einigermaßen pünktlich an Ort und Stelle abzuliefern. Der Bräutigam wird also höchst empfänglich dafür sein, wenn ihm jemand (Du!) bei der Auswahl seines Outfits und kleinen bis mittelschweren Meinungsunterschieden mit seiner Zukünftigen zur Seite steht. Ihr seid ein Team. Auch und vor allem dann, wenn die Braut ihrer inneren Bridezilla das Ruder überlässt und die sich nur mit simpler Mathematik wieder in die Schranken weisen lässt. Zwei gegen Eine. Manchmal ist das fairer als es klingt.
5. Kenne Deine Grenzen.
Du bleibst stets gelassen, wo andere Trauzeuginnen längst das Handtuch geworfen hätten. Du schlichtest, beruhigst und motivierst je nach Bedarf und sorgst nebenbei dafür, dass das Hochzeitsbudget das Jahresgehalt des Brautpaares nicht übersteigt. Aber wenn sich die beiden partout nicht davon abbringen lassen, gegen den Willen der gesamten Familie am einsamen Strand von Mauritius „Ja“ zusagen oder einen Hochzeitsfotografen aus Australien einfliegen zu lassen – dann lass es geschehen. Dank Punkt 2 bist Du auf solche Situationen bestens vorbereitet.
6. Unterschätze nicht die Kraft von Tag X.
Die Braut ist das Nervenbündel, Du dagegen bist die Ruhe selbst. Schließlich steht SIE im Mittelpunkt, während Du nur hinter den Kulissen die Fäden ziehst. Es ist allerdings ein häufig beobachtetes Phänomen: Spätestens beim Getting Ready strahlt die Braut diese über allem stehende vorfreudige Ruhe aus und es juckt sie nichts im Geringsten, dass Zeitplan und Realität so weit auseinanderliegen wie New York und Paderborn. In Deinem Inneren allerdings haben die Kollegen Schnappatmung, Herzklopfen und Schweißausbruch schon mal angefangen und feiern eine wilde Party. Huch! Jetzt nur nicht durchdrehen. Das ist alles vollkommen normal. Atme einfach weiter und halte Dich an Punkt 8.
7. Die Hochzeit ist auch Deine Party.
Dein Job ist eigentlich nie zu Ende. Du begleitest das Brautpaar in die Ehe und bist auch nach dem Ja-Wort für Deine Braut da – wenn es mal schwierig wird und spätestens dann, wenn ein runder Hochzeitstag gefeiert werden soll. Aber Du bist keine Hochzeitsplanerin, keine Event-Managerin und auch keine Eheberaterin. Okay, ein bisschen bist Du eine Mischung aus allem – aber vor allem bist Du eines: ein sehr wichtiger Mensch im Leben Deiner Braut. Dazu gehört auch, irgendwann alle Checklisten in den Wind zu schießen und wild zu feiern. Und die Braut genau daran zu erinnern, falls sie sich am Mineralwasser festhält und Angst um ihre Frisur hat. Der Fotograf und die Highheels haben Feierabend – jetzt dürfen die Blumen aus den Haaren fliegen und schlimme Schlager aus den Boxen dröhnen. Let’s rock this!
8. Es wird alles gut.
Egal, was im Vorfeld alles schief gelaufen ist. Egal, welche Gäste sich nicht ausstehen können. Egal, ob es regnet, stürmt, schneit oder der gesamten Hochzeitsgesellschaft der Schweiß auf der Stirn steht: Jede Panne wird im Nachhinein zur unterhaltsamen Anekdote, zu einem kleinen Pinselstrich auf dem Gemälde, das auf ewig in der Herzensgalerie des Brautpaares hängen wird. Der Titel: UNSERE Hochzeit. Die beiden werden im Nachhinein nicht die kleinste Kleinigkeit daran ändern wollen. Versprochen!
Fotos: Franziska Krois (Die gesamte Hochzeitsreportage von Rahsan und Patrick findet Ihr im marryMAG #12!)
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