Die Suche nach dem richtigen Hochzeitsfotografen – ich wette, die meisten von Euch können ein Liedchen davon trällern… Wie Ihr ihn findet und was Ihr lieber vermeiden solltet, könnt Ihr hier oder auch hier noch mal nachlesen. Wir wollten außerdem wissen: was sagen eigentlich die Fotografen dazu? Wie finden die zu ihren Brautpaaren? Woran merkt ein Profi, ob ein Paar zu ihm passt oder nicht?
Geantwortet hat uns Alina Atzler, Hochzeitsfotografin aus Hamburg und fest gebucht von Jessi, unserer Braut 2015, für ihre Junihochzeit auf Mallorca.
Alina, wie kommen deine Brautpaare auf dich?
Die meisten über eine Empfehlung. Persönliche Empfehlungen von anderen Brautpaaren, oder sie waren mal Gäste auf einer Hochzeit und haben mich dort erlebt. Auf den meisten Hochzeiten sind ja viele Paare, die im gleichen Alter sind und die auch bald heiraten. Oder auch über mein persönliches Netzwerk, über Facebook, Blogs oder das marryMAG.
Spannend finde ich, dass ein gutes Suchmaschinen-Ranking nicht gleichbedeutend ist mit vielen Aufträgen. Ich glaube, solche Anfragen resultieren aus dem Gedanken “Wir nehmen den Ersten”. An der Stelle ist noch keine Auseinandersetzung mit dem Fotografen und seinen Fotos passiert. Die Besucher meiner Webseite sind eine andere Art von Brautpaaren als die, die ganz allgemein über Google kommen. Sie wissen meistens genau, wen sie auf ihrer Hochzeit haben wollen, welches Gefühl über die Fotos transportiert werden soll und dass es auch eine Varianz an Fotografen gibt – und meistens sind ihnen Fotos noch einmal auf einer anderen Ebene wichtig.
Woran merkst du, ob ein Brautpaar zu dir passt oder nicht?
Das merke ich meistens schon in der E-Mail-Anfrage. Steht dort ein “Hallo” und mein Name oder ist es eine Massen-E-Mail, hat sich jemand wirklich meine Seite und meine Bilder angeguckt – das ist der erste Einstieg zum Paar. Und wenn man sich trifft, merkt man relativ schnell, ob man zusammenpasst oder nicht. Das ist ja meistens so im Leben! Ich hab bisher das Riesenglück gehabt, wirklich tolle Paare zu haben. Die Paare haben den Vorteil, sich auf meiner Website – oder allgemein auf der Seite des Fotografen – ein Bild machen zu können: was ist das für ein Mensch? Was hat der für Hobbys? Passt die Bildsprache zu mir? Ich gebe ziemlich viel von mir preis, das finde ich auch richtig so, so dass ich von vornherein auf meiner Website „meine“ Brautpaare anspreche.
Eine befreundete Fotografin hatte ein Paar, das sich am Ende beschwert hat, die Bilder wären unscharf. Es wurde schlicht und ergreifend mit Tiefen-Unschärfe im Hintergrund gearbeitet. Das wollten die nicht, war aber genau der Stil der Fotografin. Das kann passieren, wenn man “Hochzeitsfotografie Hamburg” googelt und irgendwas findet, aber nicht das, was man will. Die Paare, die man möchte, bekommt man auf anderen Wegen. Die Paare finden den Fotografen und der Fotograf findet sie. Oder: man greift das Ende von einem Seil und findet sich in der Mitte.
Wie gehst du damit um, wenn es deiner Meinung nach nicht passt?
Da bin ich direkt, weil ich denke, dass am Ende sowohl Fotograf als auch das Paar nicht glücklich wären. Beide Seiten sollen sich im Idealfall aufeinander freuen. Ich bin davon überzeugt, dass unterschiedliche Brautpaare zu unterschiedlichen Fotografen passen, und das in ganz verschiedener Hinsicht. Sowohl vom Bildstil, von der Bildsprache als auch von der Persönlichkeitsstruktur her. Die wunderbare Varianz an Fotografen da draußen gibt auch genau das her. Deswegen kann ich nur an die Fotografen appellieren, dass sie sich zeigen, wie sie wirklich sind und überlegen, wen sie ansprechen wollen.
Auch wenn ich schon in der Anfrage merke, dass ich vielleicht nicht die richtige Fotografin für das Paar bin, ist es mir sehr wichtig, dass jeder eine Antwort von mir bekommt. Ich hatte mal eine Anfrage von einem Paar, das gern Bilder in der Tiefgarage haben wollte. Denen habe ich gesagt: okay, passt auf, ich glaube, ich bin nicht die Richtige für Euch. Da werden wir alle nicht glücklich. Ich müsste mich sehr verbiegen, um solche Bilder zu machen. Ich mag gern natürliches Licht und arbeite selten mit Blitz. Aber ich kenne Fotografen, die genau das bieten und die empfehle ich dann. Und es hat in dem Fall tatsächlich geklappt. Das war total schön, die haben mir noch mal geschrieben: ja, wir haben den gebucht, wir sind total glücklich. Und ich hätte Bauchschmerzen gehabt bis zu dem Tag der Hochzeit, weil ich gewusst hätte, das ist nicht meins. Das kann ich nicht und das will ich auch gar nicht sein.
Hast du es schon mal bereut, einen Auftrag angenommen zu haben?
Nein. Ich hab da ein ganz gutes Gefühl und man muss lernen, sich da selbst zu vertrauen. Es muss einfach passen. Ich erlebe das jetzt selber bei den Hochzeitsvorbereitungen: Du musst Bock haben auf den Dienstleister. Und nur darum geht’s.
Alina hat uns noch mehr Fragen beantwortet – weshalb sie ihren Bräuten gern den Brautstrauß abnimmt und welche Tipps sie für das Fotoshooting am Hochzeitstag hat, verraten wir im nächsten Teil des Interviews!